Das kleine Dorf Seiffen, nahe der Grenze
zu Tschechien und unweit der Stadt Olbernhau, ist weit über das Erzgebirge
und über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Das markante Wahrzeichen
von Seiffen, das barocke Kirchlein, ist als weihnachtliche Dekoration in alle
Welt unterwegs. Die Kirche entstand zwischen 1776 und 1779 und wurde nach dem
Muster der Dresdener Frauenkirche angelegt. Die verkleinerte Nachbildung dieser
Kirche ist seit langem zum Symbol der Seiffener Volkskunst geworden und geht
zusammen mit einer Kurrende in alle Welt hinaus.
Wie die meisten Erzgebirgsorte ist auch Seiffen durch den Bergbau entstanden
und der Bergbau prägte auch über Jahrhunderte das Leben in Seiffen.
Als 1849 der letzte Bergbaubetrieb in Seiffen geschlossen wurde, suchten die
nun arbeitslos gewordenen Knappen nach einem neuen Broterwerb. Mit Eisen und
Messer bearbeiteten sie den Rohstoff, der vor ihrer Haustür wuchs - das
Holz.
Im 17. Jahrhundert wurde die fußbetriebene Drechselbank bekannt und fand
rasch Anklang - somit wurden aus den Schnitzern Drechsler. Sie drechselten nun
grobe Formen, die Docken, aus Holz und gaben ihnen dann mit dem Messer die endgültige
Gestalt. Um den Absatz zu fördern, wurden die erzeugnisse auch außerhalb
von Seiffen angeboten und auf Messen ausgestellt, z. B. auf dem Dresdener Christkindelsmarkt
oder auf der Nürnberger Messe. Die Technik entwickelte sich weiter, bald
wurde auch die Wasserkraft zum Antrieb der Drechselbänke genutzt.
Anfangs lieferten die Produzenten direkt an den Verbraucher, bald aber schalteten
sich Zwischenhändler und Verleger ein und beuteten so die Schnitzer und
Drechsler maßlos aus. Bis heute behaupten sich die Spielzeugmacher in
Seiffen und sind die Hauptarbeitgeber in dieser industriearmen Region. Aus einer
Kombination von moderner Technik und detailgetreuer Handarbeit entstehen die
kleinen und großen Meisterwerke. Natürlich wird dabei auch auf die
Ausbildung des Nachwuchses großen Wert gelegt.
Ein Besuch in Seiffen lohnt sich immer. Der eine Gast sucht in der Adventszeit
nach Weihnachtsgeschenken, original Seiffener Erzeugnisse, in den zahlreichen
Geschäften, ein anderer möchte den Weihnachtsmarkt besuchen. Andere
wiederum interessieren sich für die Schauwerkstätten oder freuen sich,
wenn im Spielzeugmuseum die Augen ihrer Kinder funkeln. Wieder andere Gäste
fühlen sich vom Freilichtmuseum angezogen, wo man alte erzgebirgische Häuser
originalgetreu bestaunen kann, an manchen Tagen wird dort sogar an der alten
ausgestellten Technik gearbeitet.
Ein Besuch in Seiffen bleibt allen gerne in Erinnerung.
Quelle: auszugsweise: Bergland
Mosaik- Manfred Blechschmidt und Klaus Walther, Greifenverlag zu Rudolstadt
1984 |
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