Das kleine Dorf Mauersberg ist in der Weihnachtszeit Anziehungspunkt für viele Besucher. Ein prominenter Gast hat das einmal mit den folgenden Zeilen bestätigt: "Die Lichterpracht ist am schönsten in Mauersberg, dort, wo Ortsname und Familienname der berühmten Söhne des Dorfes zusammentreffen. Mag sein, daß so mancher Besucher wegen der beiden Kantoren Rudolf und Erhard Mauersberger nach Mauersberg Weihnachtsbeleuchtung in Mauersberg, Foto: Karsten Bilzkommt und die Einwohner die Ausstrahlung ihres Weihnachtslichts den Gästen zuliebe zur Vollendung treiben wollten. Aber noch macht der Erzgebirgler kaum etwas den Fremden zuliebe, und der Grund ist durchaus unwichtig. Jedes Haus ein Lichterhaus, jedes bis zum letzten Fenster im Spitzgiebel erleuchtet. Das gibt ein Bild wie nirgendwo, zumal das Dorf sich in einer sanften Mulde bewegt, hoch auf dem Bergrücken, es bietet sich das Auge als leuchtendes Ganzes und im reizenden Einzelnen. Dorthin fahren wir in den Adventszeit immer wieder, das weihnachtliche Licht macht das Dorf zum lebendigen erzgebirgischen Weihnachtsberg ...!"
Doch das war nicht immer so. Früher war es Brauch, nur an den Weihnachtsfesttagen, wie Silvester, Neujahr, Hohneujahr und natürlich am Heiligabend die Lichter anzuzünden - "aufstecken", wie man es in Mauersberg noch heute nennt. Dazu wurden die Fensterläden nicht geschlossen, wie es ansonsten üblich war und an den Fenstern brennende Kerzen gestellt. Auch als Mauersberg 1913 an das Elektrizitätswerk angeschlossen wurde, änderte sich daran nichts. Nach wie vor bildeten Kerzen in den Fenstern die weihnachtliche Festbeleuchtung. Der erste Weltkrieg brachte eine Einschränkung dieses Brauches. Als 1924 in Mauersberg der "Schnitz- und Krippenverein" gegründet wurde stellten die Vereinsmitglieder einen "öffentlichen Christbaum" an "Löschners Gasthaus", heute Museum Mauersberg, auf. Auch der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit verhinderten eine weitere Ausbreitung des erzgebirgischen Lichterbrauchs. Beleuchtungsverbote, Not und Elend trugen ihren Teil dazu bei. Blick zur unteren Dorfstraße mit Weihnachtsbeleuchtung, Foto: Karsten Bilz
Erst Anfang der Fünfziger Jahre kamen findige Einwohner darauf, meist selbstgefertigte elektrische Beleuchtungen in den Fenstern anzubringen. Es war nicht immer einfach, Fassungen und Birnen im Handel zu erhalten, aber irgendwie wurden die Dinge doch beschafft. Von Jahr zu Jahr wuchs die Anzahl der Lichter, die in den Fenstern erstrahlten und dem Ort sein weihnachtliches Gepräge gaben. Wurde anfangs zunächst nur unmittelbar an den Festtagen zwischen Heiligabend und Hohneujahr die Fensterbeleuchtung in Betrieb genommen, so hat sich heute der Brauch herausgebildet, daß bereits vom ersten Advent an der ganze Ort im festlichen Glanz erstrahlt.
Heute sind es nicht nur die festlich erleuchteten Fenster. In vielen Gärten werden Weihnachtsbäume aufgestellt, am (ehemaligen) Kindergarten dreht sich die große Pyramide. Neue Bräuche sind dazu gekommen, wie zum Beispiel der Besuch des Weihnachtsmannes am ersten Advent, das Verkosten eines Riesenweihnachtsstollens und der Weihnachtsmarkt im Erbgerichtshof, die Hutzenstube. Nicht zu vergessen die Kurrendesänger, die Mauersberger Christmette am ersten Weihnachtsfeiertag in der Dorfkirche und schließlich die "Lichtermetten" zum Weihnachtsausklang am 6.Januar.

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Mit freundlicher Genehmigung des Autors und Ortschronisten Karl-Heinz Melzer.